Erklärung

 

Von 1999 bis 2005 («Lagerfür») und von 2016 bis aktuell («Gsechtr») versuchte ich, das Thema humaner innerartlicher Gewalt- und Machtausübung zu bemalen. Dieses Thema beendete ich im Sommer 2025 einerseits, weil es zu bedrückend wurde, andererseits, weil ich Lust verspürte, mich mit dem Phänomen der Farbe an sich auseinanderzusetzen.

Von den verschiedenen Malansätzen seit 1999 bis aktuell (vgl. «Werke») sind mir dieses jetzt beendete Thema und das im Folgenden beschriebene die wichtigsten.

 

Auf dem Gebiet der verschiedenen philosophischen Erkenntnistheorien positioniere ich mich zwischen dem sogenannten hypothetischen Realismus im Rahmen der evolutionären Erkenntnistheorie und dem sogenannten (philosophischen) Konstruktivismus.

Realität oder Teilaspekte davon (Entitäten) können wir ausserhalb unserer Wahrnehmung nicht verstehen oder erklären. Was beispielsweise ein Molekül oder eine Galaxie oder eine Farbe ausserhalb unserer Wahrnehmung ist, wissen wir nicht.

 

Von diesem Wissen ausgehend will ich Farben von Pigmenten zeigen. Der Inhalt meiner Malerei ist weiterhin die Unerklärbarkeit von Realität, dies neu am Beispiel von Pigmentfarben. Andere Inhalte sollen nicht transportiert werden. Die vermalten Pigmentfarben sind Entitäten, sie sind einfach nur da.

 

Es sind vorerst kleinformatige, flüchtige Arbeiten. Meist werden die Pigmente mit Öl (vorwiegend Walnuss- und Mohnöl) angerieben. Es gibt opake Pigmentflecken oder die nicht transparenten Pigmente werden verdünnt, um Strukturen zu erhalten. Alle verwendeten Pigmente haben die Lichtechtheit 8 (selten 7) (Wollskala).

 

Interessant für mich sind unter anderem historische Pigmente, vor allem das Mayablau und -grün, dies aufgrund der faszinierenden wissenschaftlichen und historischen Aspekte. Grundsätzlich ist die Vielfalt natürlich vorkommender und synthetischer Pigmentfarben beeindruckend. Andererseits interessiert mich die Physiologie des Sehsinnes, die Neurologie und Psychologie sehender Organismen, wie dem Menschen, der beim Sehen fühlt und bewusst oder unbewusst denkt.

 

Die Titel der Werke bestehen jeweils aus einem «E» und der chronologischen Werknummer. Das «E» steht für «Entität».

 

Arthur Jehle, 2025

 

 

Ich male seit wenigen Jahren gesichtsähnliche Strukturen.

 

Vorlagen sind evolutionsbiologische und psychologische Aspekte von Homines sapientes, phylogenetisch fixiertes Verhalten, oftmals Aggressions- und Machtverhalten.

 

Es geht in erster Linie nicht um die Bemalung von Physiognomien. Es geht um den Verweis auf die Unerklärbarkeit von Entitäten, - zum Beispiel von menschlichem Sein und Verhalten -, ausserhalb unserer Wahrnehmung.

 

Farben existieren in der Realität nicht. Sie werden durch elektromagnetische Wellen und dadurch ausgelöste chemische Reaktionen in bestimmten Zapfenzellentypen auf der Retina und dadurch ausgelöste elektrochemische Signale im Gehirn als solche empfunden.

Diese Reizkonstellation erzeugt bei der das Gemälde betrachtenden Person Gefühle sowie bewusstes und vor allem unbewusstes Denken.

Strukturen und Farben sind Werkzeuge zur Untersuchung und Sichtbarmachung. Farbmischungen führen manchmal zu unerwarteten Fühl- und Denkerlebnissen.

 

Ich benutze vor allem Alkydharz- und Ölfarben.

 

Arthur Jehle, 2023